Teleobjektiv oder Fixbrennweite in der Landschaftsfotografie?
Erfahrene Fotograf:innen mögen diese Frage sofort beantworten können. Wer in die Landschaftsfotografie (oder überhaupt in die Fotografie) startet, tut sich mit einer Bewertung eventuell noch schwer. Lass uns das Thema gemeinsam erarbeiten.
Offene Blende
Eine möglichst tolle Offenblende ist der Traum einer jeder fotografierenden Person. Fotografieren bei wenig Licht, tolles Bokeh usw. Blende 1.8, 1.4 oder 1.2.
In der Landschaftsfotografie sieht das meist anders aus. Der Großteil meiner Fotos entsteht bei Blende 8, 11 oder 16. Ich möchte einen möglichst großen Schärfebereich bei meinen Landschaftsfotos. Dazu muss die Blende geschlossen werden und in manchen Fällen werden Fotos sogar per Stacking zusammengefügt.
Reicht das Licht nicht, kommt ein Stativ zum Einsatz. Dementsprechend ist auch für schlechte Lichtverhältnisse keine große Offenblende notwendig.
Großer Ausschnitt eines gefrorenen Sees mit Wäldern und Wolkenstimmung im Winter
Flexibilität
Die Natur ist, wie sie ist. Eine bessere Perspektive ist oft mit viel Fußmarsch verbunden, teilweise auch viele Höhenmeter. Manchmal hilft das alles nichts und man kommt mit der gewünschten Perspektive nicht näher an das Motiv heran. Dann ist ein Zoom-Objektiv sehr hilfreich und man kann mit kleineren Ausschnitten arbeiten, durchaus auch unterschiedliche ausprobieren.
In meiner Landschaftsfotografie haben sich daher Zoom-Objektive durchgesetzt. Mir ist es lieber, ich kann ein Foto überhaupt machen. Dabei stellt sich das Schärfethema nicht. Natürlich zählt das Argument, mit Fixbrennweiten die Kreativität zu fördern. In der Landschaftsfotografie sind Fixbrennweiten aber ein derartig limitierender Faktor, dass ich meine Wunschfotos damit nicht machen kann, oder so viele Fixbrennweiten einpacken müsste, dass mir das Gewicht einfach zu hoch wäre.
Ein herbstlicher Ausschnitt eines Waldes kurz nach Sonnenaufgang
Gewicht
Viele Spots sind mit einer hohen körperlichen Anstrengung verbunden. Dabei möchte ich das zu tragende Gewicht reduzieren. Dabei muss man Kompromisse eingehen. Eine super hohe Abbildungsqualität geht mit großen, schweren Objektiven einher.
Auch hier gilt wieder: Ja, Fixbrennweiten sind oft einen Tick schärfer, aber rechtfertigt dies tatsächlich, das doppelte Gewicht zu schleppen? Aus meiner Sicht nicht. Vor allem werden die meisten Menschen den Unterschied nicht sehen.
Astrofotografie
Eine Ausnahme stellt die Astrofotigrafie dar. Hier ist eine möglichst offene Blende und ein breiter Blickwinkel von Vorteil. Das spricht in Kombination durchaus für eine Festbrennweite.
Dazu muss erwähnt werden, dass man hierfür in der Regel kein ganzes Sammelsurium an Objektiven verwendet. Wer sich für ein paar Fotos auf einen Berg setzt, hat oft überhaupt nur ein Weitwinkel mit. Damit hält sich das Gewicht in Grenzen, die Flexibilität muss auch nicht derartig überstrapaziert werden. Eine möglichst kleine Offenblende ist zudem wünschenswert und hier haben Fixbrennweiten natürlich einen deutlichen Vorteil.
Wenn du mehr zum Thema Astrofotografie wissen möchtest, dann findest du in Wie fotografiere ich Sterne – Einführung in die Astrofotografie einige hilfreiche Informationen.
Die Milchstraße mit Wolken, die erleuchtet eine nahe Stadt vermuten lassen
Fazit
Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich zur Landschaftsfotografie immer zu einem Zoomobjektiv greife. Nur bei ganz speziellen Projekten oder für die Astrofotografie ist auch eine Festbrennweite dabei. Das A und O ist für mich die Flexibilität. Sie ermöglicht es mir mit nur einem Objektiv mehr zu erreichen.